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Das tägliche Leben im Lager Westerbork

Im Vorjahr 1944 legte der jüdische Gefangene Rudolf Breslauer das tägliche Leben in Lager Westerbork auf Film fest. Er tat dies im Auftrag des deutschen Lagerkommandanten Albert Gemmeker, der einen professionellen Public Relations Film wollte, vielleicht um seinen Befehlshabern den wirtschaftlichen Wert des Lagers zu zeigen. Der Westerbork Film wurde nie fertiggestellt, aber ein Großteil des Rohmaterials ist bewahrt geblieben und befindet sich im niederländischen Institut für Bild und Ton (Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid).

Breslauers Film zeigt die Transporte, die jeden Dienstag Leute in andere Konzentrationslager brachten. Die meisten Bilder zeigen jedoch ’normale Momente‘; gesunde Männer und Frauen die in Ateliers arbeiten, Szenen im Krankenhaus, Kabarett und sogar eine Messe in der Kirche. Seit 1948 wurden Fragmente von dem Film in großem Rahmen für Dokumentationen, Filme und Nachrichten verwendet. Insbesondere die Szene in der das niederländische Sinti Mädchen Settela Steinbach uns von hinter den Türen von einem Waggon anschaut; dieses Bild wurde für das systematische Vernichtungsprogramm der Nazis ikonisch.

Der Film von Rudolf Breslauer wird (zurecht) als unersetzbares und einzigartiges Dokument vom Zweiten Weltkrieg betrachtet. Er zeigt die einzigen beweglichen Bilder des täglichen Lebens in und die Deportationen von oder zu einem Konzentrationslager der Nazis. Um dieses audiovisuelle Erbe zu schützen, hat Bild und Ton zusammen mit NIOD und dem Erinnerungszentrum Kamp Westerbork den Film 2016 für die Aufnahme im UNESCO Memory of the World Register für dokumentarisches Erbe ernannt.

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