erzählt etwas über NSB Leute:
„Ein Landesverräter wird seiner gerechten Strafe nicht entlaufen“erzählt etwas über NSB Leute:
„Dieser Deutsche schoss ihn auf der Stelle tot.“erzählt etwas über NSB Leute:
„Die Kinder von NSB-Mitgliedern taugen also auch nichts. “
BIOGRAFIE
Mein echter Name ist anders als der Name Klaas de Vries, den ich hier verwende. Das kommt, weil mein Vater bei der NSB war. Als Kinder wurden wir dafür unser ganzes Leben angeschaut. So sehr selbst, dass meine Schwester jetzt Angst hat, dass sie keine häusliche Pflege mehr bekommt, wenn die Vergangenheit unseres Vaters bekannt wird. Darum gebrauche ich ein Alias.
Ich bin 1933 in Rotterdam geboren und mein Vater wurde im selben Jahr Mitglied der NSB. Ich vermute, dass er sich damals durch das Programm der Partei angesprochen fühlte, aber sicher weiß ich es nicht. Wir haben nie darüber gesprochen.
Mein Vater war ein echter Idealist und er hatte die NSB-Mitgliedschaft nicht nötig, um irgendwo Arbeit zu bekommen. Vor den Krieg war er Börsenmakler und hatte es gut. Darum gehe ich auch davon aus, dass er sich aus Idealismus bei der NSB angeschlossen hat. Er hat sich auch zu 100% für die Partei eingesetzt. Er kam in die Organisation und wurde zu einem gewissen Moment auch Gruppenleiter.
Dann organisierte er, zusammen mit jemandem mit einem noch höheren Rang, Treffen und Versammlungen in einem Büro in einem Villenpark in der Stadt. Er ging auch in seiner Uniform in die Stadt und ich habe auch Fotos gesehen, dass er bei einem großen NSB-Treffen mit Mussert in Lunteren war. Aber er hat nie jemanden verraten, das weiß ich sicher.
Er wusste zum Beispiel, dass der Sohn unseres Nachbarn im Widerstand saß und als dieser Jan bei einer Razzia einmal verhaftet wurde, kam sein Vater zu meinem Vater und sagte zu ihm: „Sie haben die Möglichkeit meinen Sohn aus den Händen der Deutschen zu bekommen“, worauf mein Vater antwortete: „Ich werde sehen was ich tun kann.“ Und es ist ihm gelungen, aber er hätte beispielsweise auch den ganzen Widerstand in Rotterdam auffliegen lassen können.
Am 6. Mai 1945 wurde er verhaftet und ins Lager am Kanaalweg in Rotterdam gebracht. Dort saß er 2 ½ Jahre hinter Stacheldraht. Ich war damals 12 und ging jede Woche mit einem Beutel mit sauberen Kleidern und etwas zu essen zu ihm. Mit dem Bus, und wenn ich ausstieg hörte ich „oh, da geht wieder einer von einem Landesverräter!“ Das geht nicht spurlos an einem vorbei.
Fotos – von oben nach unten: ‘Klaas’( rechts) mit Brüdern 1936 – v.l.n.r. Mutter, Tante und Oma von ‘Klaas’ 1941 – ‘Klaas’ (rechts) mit Schwestern und Bruder 1948
Vries, Klaas de (alias), geboren in 1933 erzählt eine Geschichte:
Am 6. Mai 1945, also nach der Befreiung und noch bevor mein Vater verhaftet wurde, standen viele Menschen vor unseren Fenster und die sangen „hier wohnt ein Landesverräter und er wird seiner gerechten Strafe nicht entlaufen“. Ich war erstaunt auch die Tochter unseres Nachbarn dazwischen zu sehen, nach allem was mein Vater für ihren Bruder getan hatte. Ist das jetzt Dankbarkeit? Ist die Welt so aufgebaut?
Vries, Klaas de (alias), geboren in 1933 erzählt eine Geschichte:
Mein Vater hatte verschiedene Freunde, worunter der NSB-Polizeiinspektor Breugem, der im Krieg zum Kommissar der Polizei in Amersfoort ernannt wurde. Mein Vater ging im November 1944 bei ihm und seiner Familie auf Besuch und machte so mit, dass während des Abendessens geklingelt wurde. Es kamen drei Deutsche ins Zimmer, die was wissen wollten. Breugem, der Angst hatte, dass es eine Aktion des Widerstands war, bat die Männer sich auszuweisen. In der Verwirrung die darüber entstand zogen die Soldaten ihre Revolver. Breugem dachte damals, dass es ein Anschlag war und warf sich auf einen der Soldaten, worauf ein zweiter ihn auf der Stelle erschoss. So, im Beisein seiner Frau, seiner Töchter und meines Vaters. Das führte zu viel Entsetzen.
Vries, Klaas de (alias), geboren in 1933 erzählt eine Geschichte:
Die Reaktion von vielen Leuten, auch später noch, später auf meiner Arbeit, in meiner Laufbahn, dass man merkt, dass noch immer einer Aversion gegen Menschen, Kinder von Eltern die bei der NSB waren, dass da noch immer eine Aversion besteht, obwohl die Kinder nichts daran tun können. He, was kann ich daran tun, dass mein Vater bei der NSB war, aus Prinzip, und wäre er das nicht gewesen dann kann ich als Kind auch nichts daran tun. Aber das wird oft auf die Kinder projiziert. Da ist wieder so einer, sicher auch so ein eh … he, also ja, das ist einfach schwer und das verfolgt dich sehr, sehr lange.
Leute sagen: He, ein NSB-Mitglied das ist falsch und die Kinder von NSB-Mitgliedern taugen also auch nichts. Denn die kriegen die Schmach mit. Und dann wird das auf eine andere Art auch den Kindern übel genommen. Und die können überhaupt nichts daran tun. Mein Bruder war in der Jugendgruppe, und ich war bei den Allerkleinsten, aber ja, was weiß man als 9- oder 10-jähriges Kind, he, was wissen die von der Politik. Darüber weiß man doch nichts. Und ich denke also, dass die Leute das viel zu wenig beachten, dass wir das nie fassen konnten, alle diese Dinge.