erzählt etwas über Kind im Krieg sein:
„Er war für mich mein Vater, kein Deutscher in Uniform.“erzählt etwas über Erinnern und vergessen:
„ich fühlte mich schuldig, das waren doch die Deutschen die das getan hatten.“
BIOGRAFIE
Ich bin Inge Körner und ich bin am 10. August 1931 in Neudorf geboren, das ist ein kleines Dorf in Deutschland. Mein Vater arbeitete damals schon bei Onze Lieve Vrouwe ter Eem in Amersfoort.
Meine Mutter und ich sind auch in die Niederlande umgezogen, als ich eineinhalb Jahre alt war. Wir wohnten auf dem Gelände des Klosters. Meine Schwester und mein Bruder sind beide dort geboren. Zum Kloster gehörte auch ein Internat für Gymnasium und MMS und im anderen Flügel war eine Disziplinarschule. In der Mitte lag das Kloster wo die Schwestern wohnten, offiziell durften wir dort nicht hinkommen.
Ich war auf der Grundschule als der Krieg ausbrach. Ich weiß noch als wir aufwachten, mein Vater draußen stand und nach den Flugzeugen schaute. Er war sehr böse, daran erinnere ich mich noch gut. Wir wurden zusammen mit dem Kloster evakuiert, mit den Nonnen und sehr vielen Kindern aus dem Internat, die nicht mehr nach Hause kommen konnten.
Mein Vater hatte die Erlaubnis vom Bürgermeister, um mit den Nonnen und uns zu evakuieren, mein Vater besaß zu diesem Zeitpunkt nämlich noch die deutsche Staatsangehörigkeit und soweit ich weiß wurden die Reichdeutschen gepackt als der Krieg ausbrach. Die Erlaubnis war also sehr wichtig. Der deutsche Einmarsch war für meinen Vater doppeltes Elend.
Ziemlich schnell nachdem er in den Niederlanden anfing zu arbeiten, hatte er die niederländische Staatsangehörigkeit beantragt. Dieses Verfahren dauerte sehr lange und dann bekam er endlich die Nachricht, dass er am 15. Mai 1940 niederländischer Staatsangehöriger werden würde. Aber das ist nicht geschehen, weil die niederländische Regierung bereits geflohen war und die Deutschen die Macht in Händen hatten.
Durch diese fünf Tage Unterschied, hatte er fünf schwierige und gefährliche Jahre. Er hat aktiv im Widerstand mitgearbeitet. Er war in einer Gruppe mit Reichsdeutschen die sehr gegen Hitler waren. Sie haben so viel wie möglich sabotiert und auch Informationen gesammelt und nach England durchgegeben.
Am Ende sind sie alle desertiert und untergetaucht, bis sie verraten wurden und weiter fliehen mussten. Einer der Männer aus der Gruppe, Ulrich Reehorst, wurde damals gepackt und noch kurz vor der Befreiung in Kamp Amersfoort erschossen.
Körner, Inge, geboren in 1931 erzählt eine Geschichte:
Mein Vater musste als Reichsdeutscher letztendlich zum Dienst. In dieser Zeit gab es in Amersfoort verschiedene Kasernen und somit auch viele deutsche Soldaten. Leider musste mein Vater damals auch in Uniform laufen. Ich habe ihm das nie angerechnet. Er war für mich mein Vater, kein Deutscher in Uniform.
Körner, Inge, geboren in 1931 erzählt eine Geschichte:
Nun, damals kamen wir wieder in die Schule. Wann war das im Mai? Hätte ich dann die ganze Zeit frei gehabt? Das weiß ich eigentlich nicht mehr. Aber ich saß auf alle Fälle in der zweiten oder dritten Klasse. Und es war Fräulein Meijer, und die hat den Kindern gleich am ersten Tag erzählt: Nun ihr wisst alle, dass Inge eigentlich in Deutschland geboren ist, aber dass wir zu den guten Deutschen gehörten und was sie sonst noch so erzählt weiß ich eigentlich nicht mehr, aber damit war alles getan und ich hatte auch nie Last davon. Aber das sage ich, die Außenwelt, vor allem als ich etwas älter war, wenn man zur Haushaltsschule und so geht, wenn man etwas selbstbewusster ist, ließ ich nie merken, dass ich Deutsche war. Ich erzählte es niemandem und ich habe es hier im Dorf eigentlich nie erzählt. (…) Ja, weil ich mich schuldig fühlte. Was sie alles getan hatten und was im Krieg alles geschehen ist. Und ja, das waren doch die Deutschen die das getan hatten. Und ich bin dort geboren, das eh, nein, das ist eh, ja das ist ganz komisch, aber das habe ich schon mein ganzes Leben lang.