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Jansen, Willie (alias)

BIOGRAFIE

Ich bin Willie Jansen und ich bin Ende Dezember 1934 in Amersfoort geboren. Dieser Name ist nicht mein echter Name, sondern ein Alias, ich habe mich dafür entschieden, weil mein Vater bei der NSB war und ich also ein NSB-Kind bin. Das wissen nicht viele Leute und dabei will ich es gerne belassen. Ich habe Angst, dass Leute mich darauf ansprechen werden und vielleicht auch verurteilen werden. Das ist nun einmal ein belastetes Thema.

Ich war gerade 5 Jahre als der Krieg anfing und ich kann natürlich überhaupt nichts tun an der Wahl die mein Vater vor langer Zeit gemacht hat. Er saß im Gaststättengewerbe und ich weiß eigentlich nicht warum er sich der NSB angeschlossen hat. Wir haben Zuhause nach dem Krieg kaum darüber gesprochen. Er sagte einmal, dass er keine andere Wahl hatte. Dass er sonst vielleicht nach Deutschland gemusst hätte und dann hätte er nicht mehr für das Geschäft und seine Familie sorgen können. Dann hätte er seine Frau und vier Kinder ohne Einkommen zurücklassen müssen.

Aus dieser Sicht finde ich seine Wahl auch logisch. Aber niemand von uns vier Kindern hat sich jemals getraut ihn das direkt zu fragen. Früher wurden wir überall ausgeschlossen. Am Tisch mussten wir immer unseren Mund halten und man durfte auch keine kritischen Fragen stellen. Das haben wir auch nie getan. Meine Schwestern nicht und mein 6 Jahre älterer Bruder auch nicht, obwohl gerade er allen Grund gehabt hätte, um böse zu sein und Fragen zu stellen. Er musste von meinem Vater zum Jugendsturm, obwohl er das überhaupt nicht wollte.

Nach dem Krieg wurde mein Vater verhaftet und in Kamp Amersfoort gefangen gehalten. Später war er vor dem Tribunal und wurde wegen seiner Mitgliedschaft zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Zeit saß er im Lager Crailo bei Laren fest. Ich weiß noch, dass er weg war und in dieser Zeit sind wir mit unserer Mutter in ein anderes Viertel in Amersfoort gezogen  Mutter musste damals das Geld verdienen und das hat sie getan, indem sie Kleider für andere Leute nähte und flickte. So hat sie alle Fäden zusammen geknotet.

Foto – unten: Willie links mit Zwillingschwester Ria

Jansen, Willie (alias), geboren in 1934 erzählt eine Geschichte:

Ich kann eigentlich keine Kriegsfilme sehen. Es gibt mir so ein komisches Gefühl. Beispielsweise so ein Film wie Soldat van Oranje. Alle diese Leute die so mutig sind, um im Widerstand zu arbeiten. Und dann denke ich manchmal … ja, mein Vater hat die andere Seite gewählt. Das finde ich noch immer schwer.

Jansen, Willie (alias), geboren in 1934 erzählt eine Geschichte:

Ich bin nicht dabei gewesen als mein Vater verhaftet wurde. Meine Mutter sagte uns, dass Papa weggeholt wurde, weil er Mitglied war. Sie sagte auch, dass er dafür jetzt bestraft werden wird. Ich glaube nicht, dass sie uns erzählt hat wann er vor Gericht musste, wahrscheinlich weil sie fand, dass wir nichts darüber wissen mussten. Später haben wir aber von ihr gehört, dass er zu zwei Jahren verurteilt wurde, und dass er ins Lager Crailo in Laren ging.

Jansen, Willie (alias), geboren in 1934 erzählt eine Geschichte:

Mein Vater hat von dem Lager verschiedene Freunde behalten, denn man kann sich vorstellen, wenn sie in so einem Lager sitzen, das ist nun auch noch so, Leute die in einem Lager sitzen, die knüpfen neue Beziehungen. Durch das Elend in dem sie sitzen oder weil sie einander helfen oder unterstützen können und mein Vater hat von dem Lager verschiedene Freunde behalten, die später noch zu uns nach Hause kamen. Und, eh, das war immer sehr gemütlich. Aber es wurde immer wenig über das Lager gesprochen. Sehr wenig, mein Vater hatte manchmal diese Zusammenkünfte, dann mit dem oder dem Mann und dann wussten wir, jetzt sprechen sie wieder über das Lager, aber nie laut zu uns, wir haben wenig darüber gehört. Sehr wenig. Und meine Mutter fand es auch gemütlich, die hatte auch ein, eh, später kam auch eine Frau dazu mit der einer dieser Männer verheiratet war, eine sehr gemütliche Frau und meine Mutter fand es gemütlich, sie hatte keine Mühe damit. Sie hatte auch eine Freundin die in Amersfoort wohnte und die war auch Mitglied und die hatte auch Straflager, so gesagt, und ihr Mann auch und nun, damit sind sie gemütlich weiter gegangen mit dieser Freundschaft, sie hatten zum Beispiel Kartenabende und dann zu Geburtstagen und so, also damit hatte meine Mutter eigentlich keine Mühe, die fand das, glaube ich auch eh, ja ein Ergebnis der Umstände.

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