Eine Frage oder Anmerkung?   mailen oder anrufen

Dettmer, Fokko

BIOGRAFIE

Ich bin Fokko Dettmer. Ich bin 1945 als Fokko Lüscher geboren, das war der Nachname meiner Mutter. 1957 hat meine Mutter meinen Stiefvater geheiratet und seitdem heiße ich Fokko Dettmer. Den Namen meines wirklichen Vaters, Van der Neut,  habe ich nie getragen. Willem van der Neut war Lageraufseher in Kamp Amersfoort und er wurde nach dem Krieg zum Tode verurteilt. Ein paar Jahre später wurde dies in lebenslänglich verändert, aber er saß nur bis 1952 im Kuppelgefängnis in Breda. Dann ist er zusammen mit sechs anderen entkommen. Seitdem hatte ich keinen Kontakt mehr mit ihm. Vor der Zeit habe ich ihn oft besucht, unter anderem in dem Gefängnis in Scheveningen und in Breda.

Der Name Van der Neut hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt. Auch wenn ich seit meinem 12. Fokko Dettmer bin, der Name Van der Neut muss nur irgendwo fallen und dann schießt ein Blitz durch mich.  So etwas trägt man sein Leben lang mit sich mit, denn ich bleibe „der Sohn von …“.

Meine Mutter arbeitete in der Verwaltung von Kamp Amersfoort und dort haben sie sich wahrscheinlich auch kennengelernt. Meine Mutter erzählte auf ihrem Sterbebett, dass Willem van der Neut der einzige Mann in ihrem Leben war den sie geliebt hat. Weiter wollte sie nie über irgendetwas sprechen, sie wollte nicht zurückschauen. Zuhause wurde auch nie über den Krieg gesprochen, das haben sie immer verschwiegen.

Meine Mutter kam aus Soest und sie war eine fröhliche, immer freundliche Frau. Wir wohnten bis zu meinem 12. Jahr bei meinem Opa in der Soesterbergsestraat; Oma war schon gestorben und er war auch alleine.  Mein Großvater war Sattler und Polsterer und in der Kriegszeit musste doch Geld verdient werden. So kam er mit den Deutschen in Kontakt, er machte Geschirre und Sattel für sie. Aber er heulte nicht mit den Deutschen oder so, er hat einfach die Kost damit verdient.

(beide Zeitungsartikel aus 1952 und 1953 können vergrößert werden, indem man darauf klickt)

Dettmer, Fokko, geboren in 1945 erzählt eine Geschichte:

Mein Vater war u.a. mit dem Lagerkommandanten Berg und dem Lagerhenker Kotälla im Gefängnis; ich saß noch bei Kotälla auf dem Schoß. Nicht so nette Leute durch das was sie getan hatten, aber zu mir sind sie sehr nett gewesen. Denn sowie sie gefangen waren, waren es ganz andere Menschen. Glaube ich. Ich habe auch keine Ahnung warum sie diese Gräueltaten begangen haben.

Dettmer, Fokko, geboren in 1945 erzählt eine Geschichte:

Für den Militärdienst war ich nicht tauglich. Und wenn ich wissen wollte warum, dann musste ich zum Hausarzt gehen. Aber jetzt bin ich 65, bin noch immer kerngesund, bin selten beim Arzt gewesen. Und ich denke manchmal, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, dass ich abgelehnt wurde wegen dem was mein Vater getan hat. Und vielleicht hat man gedacht, wenn wir diesem Kerl ein Gewehr geben, dann könnte er vielleicht verrückte Dinge damit tun. Denn es gibt sehr viele Leute die das tun aber so muss es natürlich nicht sein. Es könnte natürlich wahr sein. Aber darin habe ich mich nicht vertieft. Ich habe auch nicht versucht herauszufinden warum dies und warum das. Ich durfte auch nicht zu den BB, so nannte man sie in dieser Zeit. Das konnte man als Freiwilliger oder Reservist. Aber auch das durfte ich nicht. Ich glaube, dass da wohl ein Kern von Wahrheit sitzt, dass das mit meinem Hintergrund zu tun hat.

  © Alle Rechte vorbehalten, Projekt ‘Kinder von Damals’ 
Disclaimer & Privacy           Über diese Seite