BIOGRAFIE
Ich bin Rolf Craanen und ich bin am Ende von 1944 in Amersfoort geboren. Mein Vater war Niederländer, meine Mutter war Deutsche und sie haben zu Kriegsbeginn geheiratet. Meine Mutter war damals schon ungefähr drei Jahre in den Niederlanden. Sie war in die Niederlande gekommen, um hier bei Leuten im Haushalt zu arbeiten.
Mein Vater war Marktkaufmann. Er handelte zusammen mit einem Freund in Unterwäsche und verwandten Artikeln und damit standen sie zwei Tage pro Woche auf dem Markt in Amersfoort. Er hat auch bei der Chlorfabrik auf dem Smalle Pad gearbeitet und dort hat er eine Narbe auf seinen Arm bekommen, wodurch er fast die ganze Kriegszeit im Gips war und nicht nach Deutschland musste. Das hat er gebraucht, um im Viertel mit Lebensmitteln, Kohlen, Holz zu helfen. Alles wurde abgerissen und getan, und so hat er für die Menschen sehr viel tun können. Aber obwohl er für die Arbeit in Deutschland nicht zugelassen war, hatten wir regelmäßig einen deutschen Einfall. Dann liefen die Soldaten rum mit einer Liste mit Namen von Leuten die sie nicht finden konnten. Aber sie haben ihn glücklicherweise nie geschnappt, denn dann wäre er in den Niederlanden eingesetzt worden.
Wir wohnten am Soesterweg, dicht bei der Bahn und in diesem letzten Kriegsjahr war es dort sehr gefährlich, weil die Kanadier vollauf bombardierten, um die Bahn plattzulegen. Ich habe davon Traumas behalten. So habe ich Angst vor Lärm von dem ich nicht weiß woher er kommt; ich bin vor ein paar Jahren noch heulend zu meiner alten Nachbarin nach unten gelaufen, weil die Fenster in unserem Haus heraus gefräst wurden und ich wahnsinnige Angst vor diesem Lärm hatte. Ich glaube das kommt durch die Bombardierungen, den Luftalarm und die Panik der Leute um dich herum.
Nach dem Krieg wurde ich ungefähr bis zu meinem 14. Jahr sehr drangsaliert, wegen meiner deutschen Mutter. Ich wurde ausgeschimpft. Mof – das Wort hat mir immer sehr weh getan. Also hielt ich mich abseits und schloss ich mich in meinem Zimmer ein. Als ich 12 oder 13 war, warf ich das meiner Mutter vor. Wir bekamen Reibung, ich hörte nicht mehr auf sie, ich tat nicht was sie wollte. Das haben wir später glücklicherweise wieder gut gemacht.
Fotos – von oben nach unten: Rolf (links) 1947 – Rückseite Soesterweg nach Bombardement auf den Gleisen 1944 – mit Schwester Elza 1951
Craanen, Rolf, geboren in 1944 erzählt eine Geschichte:
Meine Mutter hat mir später erzählt, dass es für sie im Krieg auch eine sehr schwere Zeit war. Denn wenn sie die Tür öffnete und die Soldaten mit den Waffe kamen nach drinnen auf der Suche nach meinem Vater, hatte sie große Angst. War es ein guter Deutscher oder ein falscher? Die Jugendlichen schluckten nichts und schossen erst drauflos, bevor sie eine Frage stellten und die Älteren wollten den Krieg auch nicht und hatten Verständnis für eine bestimmte Situation.
Craanen, Rolf, geboren in 1944 erzählt eine Geschichte:
Und dann gingen wir nach Deutschland, und meine Mutter die ging dann mit meiner Schwester und meinem Bruder mit dem Zug, und in den Sommermonaten war das mindestens einen Monat, dann machte meine Mutter den großen Haushalt, ein Großputz im Haus. Meine Oma hatte eine große Wohnung, und wir spielten dann in der Siedlung in der Nähe und alle Kinder kannten mich also eh, ja, das war sehr fein dort, dort blühte ich wirklich auf. Ja, und dann liegt ein Luftbett, womit du ein bisschen im Wasser planschen kannst, aber sonst einfach schön spielen, frei sicher, das war sehr wichtig für mich und dort merkte ich auch, dass die Kinder mich als Holländer viel besser akzeptieren konnten als in den Niederlanden oder Zuhause als Niederländer mit einer deutschen Mutter und ja, das verstand ich als Kind nicht. Also darin lief ich oft fest, und Angst, unsicher, ich konnte die Leute nicht anschauen, ich vermisste das Vertrauen als Kind. Ich fing an zu stottern, Angst um anzuschauen.